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Tierverhalten: Seeotter schonen die Zähne dank Werkzeuggebrauch

Und Weibchen haben den Trick besser drauf als Männchen. Mit Steinen knacken sie die härteren Muscheln, kommen so an ausreichend Nahrung und gleichen einen Nachteil aus.
Ein Seeotter an der kalifornischen Küste schlägt seine Beute gegen einen Stein auf seinem Bauch.
Mit einem Stein auf dem Bauch geht es auch: Dieser Seeotter schlug seine Beute auf einen Stein, um deren Schale zu knacken.

Mit kräftigen Bissen knacken Seeotter ihre Beute. Bisweilen zerschlagen sie die Muscheln aber auch mit einem Stein oder hämmern sie so lange gegen einen harten Gegenstand, bis die Schalen aufplatzen. Doch nicht alle Seeotter gehen so vor. Warum also greifen manche zum Werkzeug, andere jedoch nicht? Chris Law von der University of Texas in Austin und sein Team stellten fest: Werkzeuge helfen den Seeottern, an große und sonst unzugängliche Beute heranzukommen. Was jedoch bislang unbekannt war: Sie schonen so auch ihre Zähne, die sie zum Fressen und somit zum Überleben brauchen. Wie die Forscher im Fachblatt »Science« berichten, sei das Verhalten besonders bei solchen Tieren ausgeprägt, die mit vielen Artgenossen um Beute konkurrieren müssen. Und dann sind es vor allem weibliche Seeotter, die die Vorteile des Werkzeuggebrauchs nutzen. Männchen beißen lieber kräftig zu.

Für seine Studie wertete Laws Team das Verhalten und die Daten von 196 besenderten Seeottern (Enhydra lutris nereis) an der kalifornischen Küste aus. Eigentlich, so berichten die Forscher, bevorzugen Seeotter Beute, die sich problemlos knacken und fressen lässt, etwa Seeohren und Seeigel. Herrscht jedoch Gedränge im Habitat und wird die leichte Beute knapp, passen die Seeotter ihr Beuteschema an. Sie jagen dann auch Krebse, Muscheln und Meeresschnecken mit härterer Schale. Je nach Beutespezialisierung nutzen einige Seeotter zudem Werkzeuge. Damit sichern sie sich ausreichend Nahrung und schöpfen aus einer energiereichen Futterquelle. Außerdem schonen sie ihre Zähne, wie Untersuchungen an verendeten Tieren ergaben.

Dem Team um Law fiel auf, dass vor allem weibliche Seeotter mit Steinen oder umhertreibendem Müll ihre Beutetiere zertrümmerten. Zugleich suchten sie sich Muscheln und Krebse mit besonders harter Schale aus. Bis zu 35 Prozent der Beute, die die Weibchen machten, war härter gepanzert als die der Männchen, die ebenfalls Werkzeuge verwendeten. Vermutlich kompensieren die Weibchen auf diese Weise ihre schwächere Beißkraft und kleinere Körpergröße. Darüber hinaus müssen sie mehr Energie aufbringen, um den Nachwuchs großzuziehen. Laut Law und seinen Kollegen seien »die Weibchen im Vergleich zu den Seeottermännchen kompetentere Nahrungsspezialisten, indem sie die Beutetiere schneller und effizienter verzehren«.

Deshalb seien die Zähne der Weibchen auch in einem besseren Zustand als die der Männchen. Mit Hilfe der Werkzeuge verringern die Tiere demnach Verletzungsgefahren und sorgen für ein längeres Überleben.

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